Die Entstehungsgeschichte der Zweiradnotfallbox

Vor vielen Jahren hatte ich mit meinem ersten Motorrad, einer       Honda FT 500, einen Unfall bei dem ich zu Sturz kam.

Viel ist mir dabei nicht passiert, aber ein Stück Pflaster wäre nicht schlecht gewesen.

Leider hatte ich natürlich keines dabei und so versorgte ich die Schürf-wunde notdürftig.

 An das Absichern der Gefahrenstelle gar nicht zu denken.

Nach einer Erhohlungsphase machte ich meine Honda wieder fahrbereit und fuhr nach Hause.

Bei der Heimfahrt machte ich mir so meine Gedanken über den Sturz. Was wäre wohl gewesen wenn mehr passiert wäre!

Warum hatte ich kein Verbandpäckchen sowie kein Warndreieck dabei?

Lag es an meinem jugendlichen Leichtsinn, lag es an meiner Bequemlich-keit oder war es gar die Platznot am Motorrad. 

Wahrscheinlich von allem etwas!

OK, aus meinem jugendlichen Leichtsinn, so wie meiner Bequemlichkeit hatte ich gelernt.

Das Platzproblem hatte ich noch immer.

Da sich viele Motorrad- Quad- und Trikehersteller keine Gedan-ken darüber machen und der Gesetzgeber auch keine Vorschrift bzgl. einer Mitnahme von "Erste-Hife-Material" vorgibt (nicht immer und für alles brauchen wir eine Vorschrift, aber hier wäre sie zu empfehlen), hatte ich mir meine eigenen Gedanken darüber gemacht.

Wo gibt es am Motorrad, Quad oder Trike genügend Stauraum dafür;  und vor allem wo ist dieser Stauraum an allen Motorrädern, Quads´s und Trike´s an der gleichen Stelle.

Mein Kopf arbeitete und rauchte. Ein anständiger Gedanke kam jedoch trotzdem nicht zustande.

So vergingen die Wochen und Monate. Mal verschwand der Gedanke, mal war er wieder voll präsent in meinem Kopf. 

Ich muß dazu sagen, daß ich zu dieser Zeit in einem Autohaus als Auto-mobilverkäufer arbeitete. Auch eine große Autovermeitung gehörte da-zu. 

Die Autos aus der Autovermietung wuden nach ca. einem halben Jahr aus der Autovermietung ausgegliedert und wurden dann als Halbjahres-wagen verkauft.

Zu dieser Zeit waren Verbandkasten sowie Warndreieck noch nicht über-all vom Hersteller serienmäßig bei den Neuwagen dabei.

Somit nahmen wir Verbandkasten sowie Warndreieck immer aus den je-weiligen zum Verkauf stehenden Leihwagen heraus.

In der Regel befanden sich der Verbandkasten sowie das Warndrei-eck immer im Kofferraum.

Eines Tages lief ich zu einem Leihwagen und wollte die Sachen heraus-nehmen. Als ich vor dem Leihwagenheck stand und den Kofferraumdeckel öffnete, sah ich bei halbgeöffnetem Kofferraumdeckel, ca. in Augehöhe, das amtliche Kennzeichen des Wagens.

Plötzlch war es wieder in meinem Kopf. Wauuuh das ist die Lösung!!!

Natürlich, das Kennzeichen. Und das haben alle Motorräder, Quad´s sowie Trike´s; und sogar immer an der selben Stelle.

Als ich dann Warndreieck und Verbandkasten aus dem Kofferraum holte, dachte ich sofort an einen Medizinschrank. Irgendwie sah ich in dem Kofferaum einen Medizinschrank. Blöder Vegleich, aber Türchen auf und Sachen raus.

Ein Medizinschränkchen vor dem Nummernschild, das war die Idee.

Jetzt fing mein Kopf wieder zu arbeiten an. Aber so extrem, als wenn er getunt worden wäre.

Die Idee war geboren. Nun ging es um die Umsetzung und Verwirklichung.

Ein Kästchen was so groß wie das Kennzeichen ist musste es sein, natür-lich aber nicht zu tief. Einen Klappmechanismus und eine einfache Hand-habung musste es haben.

Ich besorgte mir noch am gleichen Tag die nötigen Materialien und das Basteln ging los.

Die erste Umsetzung des Kästchens bastelte ich aus einem Karton.

               

  

Na ein wahres Schmuckstück ist es nicht gerade geworden. Aber vorstellen konnte man sich damit schon etwas.

Ok, was dazu erklären musste man schon noch um den Betrachter nicht so alleine zu lassen - mit seinen Gedanken.

Naja, aller Anfang ist halt nun mal schwer. 

Als der erste Entwurf fertig war, machte ich mir weitere Gedanken was noch alles sinnvolles in das Kästchen passen könnte. Aber dazu später mehr.

Als nächstes versuchte ich den ersten Entwurf zu verfeinern. Ich bat einen befreundeten Kartonagenmachermeister mir ein etwas besseres sowie stabileres Modell zu basteln.

Heraus kam Entwurf Nummer 2.

                 

 

Bei diesem Entwurf konnte man sich das ganze schon etwas besser vor-stellen.

So jetzt war ich soweit, ich wagte mich an ein Holzmodell.

 

Naja, trotzdem war das Ergebnis nicht so berauschend. Alle bisherigen Papier- sowie das Holzmodell waren nicht so das Wahre.

Ich benötigte ein Kunststoffmodell, bei dem alles wesentlich besser zu erkennen ist. Also ein Modell bei dem der Verschluß, der Öffnungsme-chanismus, sowie die Deckelabdichtung besser zu erkennen ist. Eben ein Modell zum vorzeigen.

Aber woher nehmen und nicht stehlen. Ich durchsuchte die "Gelben Sei-ten" und das Internet nach allem was mit Kunststoff und Kunststoff-bearbeitung zu tun hatte.

Besuchte diese und erklärte ihnen was ich möchte. Das war ein ganz schöner Spiesrutenlauf. Die einen hatten keine Zeit, die anderen wollten Konstruktionspläne, und die anderen wollten zu viel Geld; und das schon im voraus.

Trotzdem fand ich in Fürth eine damals neu gegründete Firma die mir dabei geholfen hatte ein Kunststoffmodell zu fertigen.

Das Ergebnis konnte sich schon sehen lassen.

Schön stabil und in schwarz.

Mann war ich stolz!!!!

Alles war schon erkennbar, auch der Verschlußmechanismus mit dem Schließzylinder, 

sogar das verstärkte T-Stück auf der Rückseite zur Befestigung am Motorrad war zu erkennen.

Das Kunststoffmodell war schon ein Augenschmaus, zwar noch ziemlich schwer, aber so richtig greifbar und nah.

Jetzt mußte ein absolutes eins zu eins Modell her.

Ich blätterte wieder die "Gelben Seiten" durch und machte mich auf den Weg zu einigen Kunststoffspritzfirmen und legte denen mein Kunststoff-werk vor. 

"So eins in echt will ich haben mit allem was dazu gehört, und funkti-onieren muß es auch". Das waren meine Worte zu den Firmenchefs. 

Die Antworten waren immer die gleichen: "wir sind mit Aufträgen bis unter die Decke voll", "wissen Sie was das kostet", "so eine große Form können wir nicht machen", "wo sind die Konstruktionspläne"?.

"Hab ich keine"; war meine Antwort.

Mit der Firma Kunststofftechnik Jantsch GmbH fand ich eine Firma in die ich Vertrauen hatte.

Also machten wir welche. Aber kein Gedanke von sofort und schnell.

Ehrlich gesagt, über die Kosten was so eine Form kostet hatte ich mir wirklich keine Gedanken gemacht.

Allein die 3D Konstruktion sowie 10 Rapid Prototyp´s, sogenannte An-schauungsmodelle schlugen mit gut 6300€ zu buche.

Ich wurde schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Da wurden Zahlen von 60.000 bis 100.000€ genannt.

Hier mal 3 Angebote von insgesamt 7 Stück.

Mann darf nicht vergessen, so eine Spritzform besteht aus 3 Teilen:

aus einem Bodenteil 

aus dem Deckel

sowie aus dem Vereschlußschieber

Hier ein weiteres Angebot

Aber um einiges teurer als das erste Angebot.

Weiter gehts!

  Naja, um einiges billiger, aber trotzdem ganz schön heftig.

Etwas anders wurde es mir schon bei dem Gedanken so viel Geld für eine Idee zu investieren von der ich nicht weiß, ob und wie sie ankommt.

Vor allem waren dies keine Wechselformen, mit denen ich sämliche Kenn-zeichengrößen abdecken konnte. Damit konnte ich nur für eine Kennzei-chengröße die Zweiradnotfallbox herstellen.

Was sollte ich mit den anderen Kennzeichengrößen machen?

Die Lösung war eine Wechselform zu konstruieren und zu bauen. Was am Schluß auch erfolgte, nicht ohne die Herstellungskosten für die Spritz-form nochmals in schwindelnde Höhe zu treiben. 

Nun begann ich zu überlegen. Nicht wie in der Werbung mein Haus, mein Boot, mein Pferd.

Nein bei mir ging das anders, was bringt meine Lebensversicherung, mein Motorrad, mein Auto, mein kleines Sparbuch. Was für eine Summe würde zusammenkommen.

Letztendlich langte die gesamte Summe für die knapp 100.000€ teure Spritzform sowie der weiteren Kosten für TÜV-Prüfungen, Kraftfahrt-bundesamt und weiterer Kosten nicht aus.

Ich war aber so heiß, daß ich nicht aufgeben wollte.

Zu dieser Zeit hatte ich einige Freunde die mich teilweise schon als Spinner titulierten. Das war mir eigentlich egal, denn wenn es nicht ge-klappt hätte wäre das mit dem Spinner nach einiger Zeit auch wieder vorbei gewesen. Hätte ich Erfolg, wären die die mich einen Spinner ge-nannt hatten die ersten die sich mit mir als Freund geschmückt hätten.

Da mir das finanzielle Risiko dann doch zu groß wurde, fragte ich einige Freunde ob diese an der Idee teilhaben wollen. Na ja, mann kann sich ja denken wie das angekommen bzw. ausgegangen ist.

Sollte ich jetzt aufgeben? Nein ein Investor mußte her. Nur woher nehmen und nicht stehlen.

Ein guter Freund von mir erzählte bei einem seiner Kundenbesuche bei-leufig einem bis dahin mir unbekannten von der Idee mit der Zweirad-notfallbox. Dieser war vom ersten Erzählen schon sehr interessiert.

Mein Freund erzählte mir von dem Gespräch mit dem mir bis dahin unbe-kannten und sagte noch so am Schluß unseres Gesprächs, dieser Unbe-kannte würde auf einen Anruf von mir warten.

Eigentlich konnte ich es gar nicht glauben. Aber als ich diesen anrief und er wirklich Interesse zeigte, wurde das Gespräch sehr schnell auch für mich interessant.

Einige Zeit später manchte ich mich mit meiner gedanklichen Idee sowie den Mustern auf den Weg zu ihm. Auf dem Weg dort hin dachte ich, naja vielleicht so ein ........ Ich wills nicht aussprechen. Naja auf jeden Fall halt so ein zeitvernichtendes Gespräch bei dem sowieso nichts anständi-ges herauskommt.

Dort angekommen war ich erst mal platt. Das bis jetzt gesehene, und das war noch nicht viel belehrte mich eines besseren.

Was für ein Firmengebäude!

Ich nun beim Empfang angekommen sagte kleinlaut meinen Namen und daß ich zum Chef wolle. Ich hätte einen Termin mit ihm.

"Folgen Sie mir, Herr Klug hat gleich für Sie Zeit. Ich wurde in ein Wartezimmer geführt.

Es war ein schöner warmer Sommertag. Mir wurde es aber noch heißer als es schon war.

Nach einiger Zeit kam ein Mann ins Wartezimmer, stellte sich mir als Herr Klug vor. Ich überlegte: der Herr Klug dem hier alles gehört?

So war es auch. Nach einem netten Gespräch in seinem Büro und einem Rundgang durch seine Firma lernte ich Herrn Klug als einen absolut be-scheidenen Menschen kennen, der innerhalb kürzester Zeit ein kleines Imperium aufgebaut hatte.

Natürlich wollte Herr Klug seine Berater sowie seine Rechtsanwälte be-fragen wie eine Zusammenarbeit erfolgen könnte.

Einige Wochen später wurde eine vernünftige Lösung gefunden die uns beide zufrieden stellte.

Aus heutiger Sicht verdanke ich Herrn Klug vieles. Seine Spontanität und sein Glaube an meine Idee halfen mir bei der Umsetzung von der gedank-lichen Idee zum heutigen Produkt, der Zweiradnotfallbox.

Wahrscheinlich wäre es ohne Herrn Klug auch irgendwie gegangen.    Frägt sich nur wie.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzlichst und aufrichtig bei   Herrn Dipl. Ing. Johann Klug bedanken.

    

Es dauerte aber schon einige Wochen und forderte von mir einige Besuche bei der Firma Jantsch.

Aber die Konstruktionspläne wurden so langsam fertig

Es wurden alle Seiten dargestellt um sich ein 3D-Bild vorzustellen.

Unser Ziel war es anhand der Pläne ein sogenanntes Rapid-Modell zu pro-duzieren. Dazu wurde erstmal der Computer mit den Daten gefüttert.

Was dann dabei zu sehen war, war ein 3D-Modell welches ich mir bei der Konstruktionsfirma mit einem speziellen Programm am Computer ansehen konnte. Ich konnte das 3D-Modell in alle Richtungen drehen und mir alle Details genau ansehen. Wau ein g....s Gefühl. 

 

Auf dem oberen Bild sieht man den Deckel mit eingebautem Verschlußschieber

Auf diesem Bild kann man die Abdichtungsnut erkennen.

     

Hier mal eine Draufsicht auf die Zweiradnotfalbox ohne Deckel

     

Auf diesem oberen Bild ist die Rückseite mit dem T-Stück zur Befestigung am Motorrad zu erkennen.

Auf diesem oberen sowie unteren Bild ist der Verschlußschieber zu erkennen. In die Bohrung wird der Schließzylinder eingesetzt.

Ein weiterer Zufall war, daß ich eines Tages einen ehemaligen Kunden und Freund aus alten Porschezeiten traf. Das Gespräch ging hin und her und wir landeten bei meiner Idee.

Ich hatte vergessen, bzw. gar nicht drangedacht das er eine Firma hat die Spritzformen herstellt.

Und so kam es, daß ich die Spritzform natürlich bei ihm fertigen lies.

Auch ihm und seiner Mannschaft muß ich meinen dank aussprechen. einige Detailverbesserungen kamen von ihm dazu.

Leider gibt es diese Firma seit 2007 nicht mehr. 

So nun komme ich langsam zum Schluß.

Halt da fällt mir noch etwas ein.

Zu Zeiten als mich alle noch für einen Spinner mit meiner Idee hielten, gab es einen Freund mit dem ich gerne Motorrad gefahren bin und der auch immer an die Idee mit der Zweiradnotfallbox glaubte.

Wenn ich einen Rat oder einen technischen Kniff benötigte, ich manchmal alles hinschmeißen wollte war er da.

Auch ihm habe ich vieles zu verdanken, vor allem die Zeit in der die Tiefschläge geballt auf mich zu kamen. Ich spreche hier von den Tests mit dem TÜV, die Bürokratie mit dem Kraftfahrtbundesamt, das leidige Problem mit dem Geld und noch vieles mehr. 

Eines Tages rief ich ihn an und erzählte ihm den Stand der Dinge.

Er wohnte zu dieser Zeit in München und wir verabredeten uns an einem Samstagnachmittag in Greding an der Raststätte zu einem Kaffee.

Er kam mit dem Motorrad und er ging als stiller Teilhaber an meiner Firma. Das war ich ihm moralisch schuldig.

Seinen Namen möchte er nicht genannt haben.

Trotzdem möchte ich ihn euch zeigen.

Danke Georg.

Mein Dank gilt auch allen die mir bei der Umsetzung geholfen haben.

Zum Schluß möchte ich im ganz besonderem meiner Frau danken, die das ganze ohne zu murren mit- und durchgemacht hat.

Danke Andrea.

Hier noch einige Impressionen unserer ersten Auftritte!